Der Satan schläft nie Mein Leben bei den Zwölf Stämmen by Robert Pleyer & Axel Wolfsgruber

Der Satan schläft nie  Mein Leben bei den Zwölf Stämmen by Robert Pleyer & Axel Wolfsgruber

Autor:Robert Pleyer & Axel Wolfsgruber [Pleyer, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426428139
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2014-07-06T16:00:00+00:00


Hintergrund III: Muss Strafe sein?

»Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt jeden, den er gern hat … Jede Züchtigung bringt zwar für den Augenblick keine Freude, sondern Schmerz; aber später schenkt sie denen, die so behandelt wurden, Frieden und Gerechtigkeit.«

Hebräer 12,6+11

Mit der Reform des deutschen Kindschaftsrechts im Jahr 1998 wurde im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) das grundlegende Recht des Kindes auf gewaltfreie Erziehung verankert. Präziser fassten die Richter diesen Grundsatz zwei Jahre später in § 1631 Absatz 2 des BGB: »Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen, psychische Beeinträchtigungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.« Dies bedeutet, dass selbst leichte Ohrfeigen und Klapse auf den Hintern strafrechtlich relevant sind. Zugleich wird in § 1685 BGB festgeschrieben, dass von einer Kindeswohlgefährdung auszugehen ist, wenn Minderjährigen soziale Kontakte verweigert werden – insbesondere zu einem Elternteil, den Großeltern oder den Geschwistern.

Im scharfen Kontrast zur Gesetzgebung hat sich in Gemeinschaften wie den »Zwölf Stämmen«, aber auch bei Gruppen wie den »Zeugen Jehovas« und einem Teil der evangelikalen Freikirchen der Glaube etabliert, Züchtigungen mit der Rute seien durch die Bibel gedeckt. Aussteiger der in Deutschland rund 160000 Mitglieder starken Vereinigung »Zeugen Jehovas« berichten von der dort herrschenden biblischen Pflicht, die Kinder körperlich zu züchtigen. Vor ein paar Jahren wurde auch bekannt, dass in evangelikalen Kreisen Erziehungsratgeber die Runde machen, in denen amerikanische Autoren praktische Tipps zu Rutenschlägen als Erziehungsmittel nennen. Die Fundamentalisten berufen sich dabei auf einschlägige Bibelstellen und leiten daraus ab, dass Schläge mit der Rute bei jedem Kind angewandt werden müssen, wenn dieses gegen Gottes Gesetz verstößt. Michael und Debi Pearl, die Autoren des Buches »Wie man einen Knaben gewöhnt«, schreiben etwa: »Wählen Sie Ihr Instrument der Größe des Kindes entsprechend. Für die unter Einjährigen genügt ein kleiner, 20 bis 30 cm langer Ast mit einem halben Zentimeter Durchmesser. Manchmal muss nach Alternativen gesucht werden. Ein 30 cm langes Lineal wäre eine solche Alternative. Für ein älteres Kind ist ein Gürtel oder ein größerer Ast effektiv.«

Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen kam 2010 zu dem Schluss, dass die Risikogefährdung von Schülern, mindestens einmal als Kind massiv misshandelt zu werden, dann am höchsten ist, wenn ihre Eltern der Religion einen »sehr wichtigen« Stellenwert beimessen und sie Mitglieder einer Freikirche sind. Immerhin jeder fünfte Schüler dieser Gruppe sei davon betroffen, ergab die Nachforschung bei 45000 Neuntklässlern zwischen vierzehn und sechzehn Jahren. Psychologen glauben zudem, dass systematische Schläge eine nachhaltige Wirkung auf die Kinder haben. Ihr Wille würde gebrochen, so dass sie die Überzeugungen ihrer Eltern übernähmen.



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